Räucherkräuter, Rauhnächte, Rituale: Räuchern zu Weihnachten hat in Kärnten eine lange Tradition. Erfahre mehr über die alten Bräuche.
Räuchern zu Weihnachten hat bei uns in der Familie eine lange Tradition. Salbei, Fichtenharz, Eisenkraut, Speik, Engelwurz, Frauenmantel, Beifuß, Holunder, Johanniskraut, Lavendel, Wacholder, Minze, Mistel, Rosen, Rosmarin, Weihrauch – alles, was der Garten und die Speis hergibt, kommt in die fleckige Gusseisenpfanne auf die glühenden Kohlen. Dann beginnt die Prozession durch Haus und Hof.
Inhalt
Räuchern wie es früher war
Meistens schreitet der Bauer oder die Bäuerin voran, gefolgt von der Familie und Knechtschaft. Jeder Raum wird abgegangen. Jeder Winkel, jede Fuge mit Rauch erfüllt. Solange bis der Hals brennt und fast nichts mehr zu sehen ist. Für eine reinigende Wirkung wird viel Rauch gebraucht. Daher darf es ordentlich qualmen. Auch Hof, Stall und Felder werden „eingeräuchert“ und mit Weihwasser bespritzt. Während das Räucherns wird andächtig ein Rosenkranz nach dem anderen gebetet.
Räuchern wie es heute ist
Heute ist das Räuchern in der modernen Zeit angekommen. Statt Gebete können positive Gedanken, Lieder oder Affirmationen verwendet werden. Statt Weihwasser kann ein Segen oder guter Wunsch gesprochen werden. Und Räuchern beschränkt sich nicht nur auf den Heiligen Abend. Geräuchert wird den ganzen Winter über.
Räucherrituale rund um Weihnachten
Das Ritual beginnt am 21. Dezember, dem Thomastag sowie der Wintersonnenwende, und wird am Heiligen Abend, am 31. Dezember und am Abend vor dem Dreikönigstag wiederholt. In manchen Gegenden werden zusätzlich Kreuze aus geweihten Palmbuschen in den Acker gesteckt oder einen Drudenstern in einem Zug an die Tür gemalt. Zwielichtige Gestalten, Hexen oder die wilde Jagd sollen damit ferngehalten werden.
In den Rauhnächten (das sind die zwölf Nächte von Weihnachten bis zu Dreikönig) treibt eine Vielzahl von Gestalten in der Nacht ihr Unwesen. Eine davon ist in Kärnten die „Pechtra Baba“. Sie gilt als eine Toten- und Vegetationsdämonin, die Kontakt zu den Lebenden sucht. Als altes zerlumptes Weib mit Strohhut besucht sie die Häuser des Rosentals und wirft den Kindern Äpfel, Nüsse und Kletzen hin, bevor sie wieder verschwindet. Speziell in den Alpen sind mit dem Räuchern auch andere Bräuche und Traditionen verknüpft. Es sind Rituale, die in den Familien von Generation zu Generation weiter gegeben wurden. Aber das Räuchern hat auch eine gesundheitliche Wirkung.
Wie räuchern wirkt: spirituell, energetisch und gesundheitlich
Das Räuchern in den Raunächten ist eine schöne Tradition, die Herzen öffnet und Ängste in der dunklen Jahreszeit nimmt. Das Räuchern kann auch durchaus als eine Urform der Aromatherapie gesehen werden. Die Pflanzenwirkstoffe werden über die Atemluft aufgenommen und gelangen direkt in den Blutkreislauf sowie das Gehirn. Oft sind die Gerüche mit Erinnerungen verknüpft, die stimmungsaufhellend und beruhigend wirken. Hildegard von Bingen meinte, manche Düfte berühren sogar die Seele und wirken sich positiv auf Körper sowie Geist aus.
Räucherkräuter aus Kärnten und ihre Wirkung
Mit getrocknetem Edelweiß wird der Stall ausgeräuchert, wenn eine Kuh ein geschwollenes Euter hat. Zur Winter- und Sommerwende kommt der Beifuß zum Einsatz, denn er ist typisch für Übergangs- oder Veränderungsrituale. Er vermittelt Selbstvertrauen, Mut und Zuversicht, löst Ängste auf und schützt, wenn man sich einsam oder verlassen fühlt. Beifuß kann Selbstheilungskräfte aktivieren und die Luft desinfizieren.
Der Rauch von Wacholder tötet Keime sowie desinfiziert Haus und Hof. Salbei aus dem Garten reinigt die Atmosphäre in Räumen, tröstet bei Niedergeschlagenheit und macht bei Erkältungen die Lunge frei. Zudem erhellt er die Stimmung, wirkt konzentrationsfördernd und bringt geistige Klarheit. Bahnt sich vor Weihnachten Ärger, Streit oder zu viel Elektrosmog an, kommt die Königskerze zum Einsatz. Lavendel stärkt die Nerven und passt mit seinem blumig-luftigen Duft gut ins Kinderzimmer. Der feinwürzige Geruch von Schafgabe gehört auch zu den Raunächten und fördert die innere Weisheit.
Comments are closed.